Alle außer mir
Mike hat sich entschieden. Für die Hochzeit mit Fernanda und gegen das Lotterleben, das er als Musiker und Junggeselle geführt hat. Das kostet Zita, seiner „leibeigenen“ Haushaltshilfe, ein müdes Lächeln. Die Tauglichkeit zum seriösen Ehemann steht vor einer harten Prüfung, denn Fernandas erzkonservativer Vater hat sich exakt am 16. des Monats zur genauen Persönlichkeitsrecherche angesagt. Er verlangt neben sexueller Abstinenz vor der Ehe uneingeschränkte Einsicht in die Finanzen seines zukünftigen Schwiegersohnes. Da kommt Sascha, Mikes bester Freund und Buchhalter, in argen Erklärungsnotstand. Wie soll er Mikes Minus unter den Teppich kehren, ohne sich selbst strafbar zu machen? Dabei kann der sensible Künstler ja gar nichts für das finanzielle Desaster, das ja nur die Folge einer Störung seiner visuellen Wahrnehmung ist. Dyslexie heißt das verhängnisvolle Übel, das Mike Zahlen und Buchstaben vertauschen lässt. Eine 6 ist für ihn nun einmal eine 9, ein b erscheint ihm als d. Da kommt es bei der Steuererklärung schon einmal zu kleinen Verdrehungen. Das Finanzamt hat von diesem Leiden allerdings noch nie gehört und ist Mike wegen Betrugs dicht auf den Fersen. Und das gerade jetzt, wo der sittenstrenge Schwiegervater vor der Tür steht. Auch Mikes Exfreundin Isabel, die ihre Tochter Julia zum Babysitten vorbeibringt, kommt zum ungünstigsten Zeitpunkt. Sie müsste doch wissen, dass er am 19. liest, wenn sie am 16.schreibt. Mike ist vernarrt in Julia, obwohl das Baby der Grund der Trennung war. Denn dass er nicht ihr Vater ist, war dann doch zu viel. Ein Ausrutscher, den Isabel bitter bereut, denn sie liebt Mike noch immer und will ihn zurückerobern. Ob ihr das gelingt? Jetzt steht sie da mit der Kleinen, und Mike muss vor Fernanda und dem strengen Schwiegerpapa ein Kind verleugnen, das gar nicht seines ist. In der Not wird Sascha zum Vater von Julia erklärt. Eine Lüge, die, wie sich im Laufe des Abends herausstellt, einen hohen Wahrheitsgehalt hat: Den stillen Buchhalter haben alle unterschätzt. Saschas Sympathie zu Mikes Frauen beruht auch bei dessen aktueller Braut auf Gegenseitigkeit. Denn Fernanda kommt nach der Studie von Fernseh-Soaps zur Erkenntnis, dass man seiner wahren Liebe folgen muss. Und die spürt sie plötzlich in dem fürsorglichen Sascha, der den Vater spielt, ohne zu wissen, dass er es wirklich ist. Aber wissen das nicht schon alle? Alle außer ihm? Eigentlich weiß keiner, was der andere weiß. Wer allerdings alles weiß, ist Haushälterin Zita. Sie kennt ihren Arbeitgeber nur zu gut und lernt im Laufe des Abends auch andere Menschen so gut kennen, dass ihnen ihr Schweigen viel wert ist. Denn wie immer sind die größten Moralapostel auch die größten Sünder vor dem Herrn. So verliert Fernandas Vater, der alles kontrollieren wollte, durch das emotional unkontrollierte Auftauchen seiner „Sekretärin“ Claudia selbst die Kontrolle. Die einzige, die nicht aus der Ruhe zu bringen ist, ist Zita. Alle verlieren hier die Nerven...alle außer ihr. Stefan Vögel treibt die Wahrheit in der Lüge auf die Spitze und bringt richtige und falsche Väter ordentlich ins Schwitzen. Jede Unwahrheit wird so lange behauptet, bis man die Wahrheit für eine glatte Lüge hält und sich immer mehr im Labyrinth der Unwahrheiten verirrt. Aber es muss ja nicht immer gelogen werden. Schweigen ist auch Gold. Im wahrsten Sinne. Ein Pointenknaller, bei dem sich Verirrungen, Verstrickungen und Verwicklungen in schwindelerregende Höhen katapultieren.
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