Békessy
Wien, 1926: Seit drei Jahren ist die Tageszeitung „Die Stunde“ am Wiener Zeitungsmarkt vertreten. Ihr Chefredakteur, Imre Békessy, ist dank seiner Skrupellosigkeit und seines wirtschaftlichen Erfolgs einer der meist gehassten Männer Wiens. Békessy etabliert in Wien als einer der ersten die sogenannte Boulevardpresse und kann sein „Revolverblatt“ zu hohen Auflagenzahlen führen. Dennoch bleibt er bei der Finanzierung seiner Zeitung „Die Stunde“ abhängig von Inseraten und seinem stillen Teilhaber Camillo Castiglioni. Unter den Wiener Intellektuellen regt sich Widerstand gegen die „Revolverpresse“ Békessys, der man unter anderem unlautere Methoden bei der Anwerbung von Anzeigenkunden sowie die gezielte Lancierung von Pressemeldungen zur persönlichen Bereicherung von Castiglioni vorwirft. Zwar können Békessys Gegner keine Beweise vorlegen, dennoch leidet sein Ruf massiv unter den Anschuldigungen. Das hält Békessy jedoch nicht davon ab, seine Kontrahenten öffentlich zu demütigen. Sein erbittertster Feind ist der Herausgeber der „Fackel“, Karl Kraus. Zwischen den beiden Männer entbrennt ein Kampf, der in aller Öffentlichkeit ausgetragen und der sie über ihren Tod hinaus aneinander binden wird. Imre Békessy wurde 1887 in Budapest geboren. Wegen schwerer Betrugsvorwürfe ging er 1919 nach Wien, wurde nach seiner Einbürgerung 1923 Herausgeber der „Stunde“, die neben einer demokratischen Linie von Skandalen und Enthüllungen geprägt war. Einer der Mitarbeiter war der damals 18-jährige Billy Wilder. 1924 gründete Békessy die Zeitschrift „Bühne“. Nach Kriegsende kehrte er nach Budapest zurück, wo er nach mehreren missglückten Versuchen 1951 mit seiner Frau Bianca Selbstmord beging. Susanne Falk bereitet einen ganz speziellen historischen Stoff auf moderne und heutige Lesart auf. Man vergisst die Jahreszahl 1926 und wähnt sich, auch wenn sich die äußeren Umstände schneller wandeln, als man sie beschreiben kann, in einer zeitlosen Auseinandersetzung über Journalismus und Medien. Skrupellosigkeit, Ausbeutung, Verkaufsstrategien, die Gier nach der Sensation und dem Skandal...das ist wie eh und je. Dahinter steht der Aufstieg und Fall von Menschen. Die, die vernichten und die, die vernichtet werden.
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