GOLLACKNER Elisabeth

Menschentiere

Alex ist Redakteurin bei einer kleinen Filmfirma, die sich auf die Zulieferung von Wissenschaftsbeiträgen spe- zialisiert hat. Sie hat sich bewährt, hat sogar einen „Adler“ für ihre Beiträge bekommen – und jetzt ist es für sie relativ klar, dass sie die Nachfolgerin werden wird vom Leiter der Abteilung „Tierdokumentation“, der gerade in Pension geht. Doch nein: Es wird ihr jüngerer (und wesentlich unerfahrener) Kollege Sascha. Als sie vom Firmen- chef wutentbrannt wissen will, warum nicht sie, wird ihr erklärt, dass sie zwar kompetent sei, aber man merke, dass sie immer im Team arbeiten müsse (ihr fehle das „Einzelkämpfer-Gen“), und das sei in einer Führungsposi- tion wirklich wichtig. Außerdem habe Sascha gute Kontakte zu britischen Firmen („Welche britischen Firmen?!“

– „Na, englische. Commonwealth. Die ganz großen Dinger.“ „Du meinst die eine Austauschstudentin, mit der er schläft?“ „(lacht) Sascha, dieser Hengst.“) Es gäbe auch einige Kollegen, die hätten Probleme mit ihrem resoluten Auftreten. Und dann sei sie ja auch noch Mutter. Möchte sie das wirklich, die vielen Abendtermine? Wie viel Zeit hätte sie da überhaupt für den Job? Stabilität sei das Um und Auf in der Branche der Tierdokumentationen.

Mit dem Wechsel des Abteilungsleiters kommt noch etwas anderes auf die Firma hinzu: Sie haben die Chance, das erste Mal einen Kinofilm zu machen. „Matti“, der Investor und Geschäftsführer, hat ein extra Budget dafür freigemacht. Sascha wird dieses Projekt leiten, Alex soll seine Assistentin werden.

Die Szenen, die Alex erlebt, werden immer unterbrochen von Szenen der Tierdokus, an denen ihre Firma gerade arbeitet.

„Die Wüstenrennmaus-Weibchen zeichnen sich dadurch aus, dass sie bei Gefahr blitzartig in ihre Höhlen zurückkehren. Das körperlich stärkere Männchen bleibt vor der Höhle und beschützt seine Familie.“ „Gefahr ist im Anzug! Das wittert die Löwin. Im Steppengras versucht sie, sich unsichtbar zu machen.“ usw. 

Alex erkennt, dass sie den patriarchalen Strukturen in ihrer Firma nicht entkommen kann – und dass die Off- Texte der Tierdokus dieses Weltbild reproduzieren und reproduzieren. Deshalb beginnt sie einen subtilen Krieg: Sie ändert die Geschichten in den Tierbeiträgen – sie ändert damit die Sicht auf die Welt. Das bleibt in der Firma vorerst unbemerkt, denn die große Doku nimmt alle Aufmerksamkeit in Anspruch. Alex kämpft sich durch den Alltag – bis sich plötzlich alles zu drehen scheint, denn der Geschäftsführer macht ihr klar, dass er doch sie gerne an der Spitze des Unternehmens hätte. Ob er das auch noch will, wenn er bemerkt, dass sie den Text der großen Doku geändert hat? Bei der Premiere des Films kommt es zum Showdown.

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